Post aus Ghana
Ein rührender Brief, welcher zu einer abenteuerlichen Geschichte führte
"Liebe Kinder,
ich bin der Osterhase Maxi aus der Stadt Warburg in Deutschland und habe von Hasi, meinem kleinen Freund, einen Brief erhalten und ihn sofort erkannt. Wir waren nämlich mal beste Freunde, bis wir uns eines Tages verloren haben. Und das kam so: Als Hasi und ich klein waren, lebten wir zusammen in einem Dorf mit vielen anderen Hasen. Wir spielten jeden Tag zusammen, erzählten uns Geschichten und waren immer füreinander da. Wir beide hatten einen großen Traum: Wir wollten Osterhasen werden! Osterhasen sind ganz besondere Hasen. Sie verstecken für die Kinder in Deutschland zum Osterfest bunt bemalte Eier. Am Ostertag müssen die Kinder die Eier dann suchen. Das ist ein großer Spaß und ist, wie bei uns in Deutschland, auch in vielen anderen Ländern eine alte Tradition.
Um Osterhase zu werden, müssen Hasen viel wissen. Hasi und ich besuchten deshalb die Osterhasenschule und lernten fleißig. Vor der großen Osterhasenprüfung hatten wir beide etwas Angst – kennt ihr das? Wir waren ganz aufgeregt. Mein Vater schickte uns nach Warburg zu der großen Fabrik von Brauns-Heitmann, wo die bunten Farben für die Ostereier hergestellt werden. Er sagte: „Die Menschen dort lieben Ostern und du kannst jederzeit um Hilfe fragen. So bereitest du dich perfekt auf deine Osterhasenprüfung vor.“
Müde und schwach saß Hasi am Straßenrand als ein Auto anhielt. Die Familie fand den kleinen Hasen so niedlich, dass sie ihn einpackte. Und schon saß Hasi bei den Kindern auf der Rückbank in einem kleinen Rucksack. Es war der Rucksack von Greta, die mit ihrem Bruder und den Eltern auf dem Weg in den Urlaub war.
Als Hasi wieder bei Kräften war, wurde er neugierig und streckte seine kleine Nase aus dem Rucksack. So viele Menschen hatte er noch nie gesehen, überall waren sie: große, kleine, dicke, dünne. Alle hatten Taschen und Koffer und waren in Eile. Hasi war auf einem Flughafen und flog mit der Familie nach Spanien. Greta spielte dort jeden Tag am Strand mit ihrem Bruder und freute sich über das Meer und die Wellen. Hasi saß währenddessen in einem kleinen Schlauchboot und schaute zu. Am Abend rief die Mutter nach den Kindern, und eilig packten sie alle Sachen zusammen. Nur Hasi und das kleine Schlauchboot blieben am Strand zurück. Vor lauter Eile hatte Greta Hasi vergessen. Bald wurde es dunkel.
In der Nacht wurde es windig und plötzlich kam eine große Welle. Diese Welle kam viel weiter auf den Strand als alle anderen Wellen zuvor. Schwupp! Hasi rutschte mit dem kleinen Boot ins Meer. Was für ein Schreck! Er hielt sich fest, denn das kleine Boot wackelte heftig hin und her. Immer weiter trieb das kleine Boot auf das Meer hinaus. So begann eine lange Seefahrt für den kleinen Hasen.
Plötzlich gab es einen Ruck. Was war passiert? Hasi war in ein Fischernetz geraten! Männer zogen ihn an Bord und sahen den kleinen Hasen zwischen den Fischen. Eine starke Hand nahm ihn und legte ihn in eine Kiste. Dort war es dunkel und ruhig. Hier würde er erst einmal bleiben.
Eine Frau, die Fische kaufte, entdeckte Hasi, hatte Mitleid und nahm ihn mit nach Hause als Geschenk für ihren Sohn. Pablo, so hieß der Junge, freute sich sehr über den kleinen Hasen. Hasi durfte Pablo immer begleiten, auch wenn der seinem Onkel auf dem Fischerboot helfen musste. Die anderen Jungen auf dem Boot waren alle größer und stärker als Pablo und ärgerten ihn oft. An einem Tag packten sie Hasi an den langen Ohren und begannen ein wildes Spiel. Hasi flog durch die Luft, drehte sich, wurde aufgefangen und wieder in die Luft geworfen – wie ein Ball. Ein großer starker Junge warf ihn besonders hoch in die Luft – und Hasi fiel und fiel und fiel. Mit einem leisen Platschen landete er im Meer. Er rettete sich schnell auf einen umhertreibenden Baumstamm und war ganz verwirrt. Doch dann las er eine Inschrift auf dem Baumstamm: „Deine Reise steckt voller Abenteuer. Bald wirst du an einen Ort kommen, an dem du dringend gebraucht wirst. Dort wirst du anderen Glück bringen, Freude verteilen und von deinen Abenteuern erzählen“. Hasi war ganz gespannt, wo ihn der Weg wohl hinführt. Er war beruhigt, begann zu träumen, schlief ein und die Strömung trug ihn fort.
Niemand weiß, wie lange Hasi so im Meer trieb. Aber als er wach wurde, spürte er warmen Sand unter seinem kleinen Körper und seine langen Ohren hingen schlaff herunter. Überall war Sand und seine schöne Hose war ganz schmutzig. Es war heiß, die Sonne brannte und er lag da, ganz erschöpft. Plötzlich spürte er eine sanfte Hand. Sie hob ihn hoch und klopfte ganz vorsichtig den Sand ab. Eine sehr nette Frau trug ihn behutsam nach Hause und kümmerte sich so liebevoll um ihn, dass er wieder ein hübscher kleiner Hase wurde. Das war wohl Mrs. Knowles.
Ihr, liebe Kinder, habt es vielleicht nicht bemerkt, aber Hasi hat eine Nachricht nach Deutschland geschickt und beim großen Hasentreffen las Meister Langohr seine Botschaft vor: Liebe Hasenfamilie in Deutschland, macht euch keine Sorgen. Ich habe ein großes Abenteuer erlebt und bin nun in Ghana. Hier in Afrika habe ich wunderbare Freunde gefunden. Alle sind sehr nett zu mir. Ich bin zwar kein Osterhase geworden, aber ein richtiger Glückshase. Ich werde immer versuchen, allen große Freude zu bereiten und den Kindern Glück zu bringen. Egal was passiert, ich werde da sein und habe hier meinen Platz gefunden. Vielleicht kommt ihr mich ja eines Tages besuchen. Euer Hasi. Ich freue mich so sehr, dass Hasi so tolle Freunde in Afrika gefunden hat und ich bin sehr stolz auf meinen kleinen Freund. Er hat nie aufgegeben und ein großes Abenteuer bestanden. Mrs. Knowles sagen wir deshalb ganz herzlichen Dank!
Viele liebe Hasengrüße sendet euch,
Osterhase Maxi aus Deutschland"